Der junge Mann steht erst am Anfang seiner Karriere, doch die bislang zurückgelegten Wegmarken lassen aufhorchen: Schon während seiner Schulzeit am Hagener Hildegardis-Gymnasium machte Jan Philipp Gloger mit einem ersten Preis beim Schülertheatertreffen in Bochum auf sich aufmerksam. Und noch immer hält der Pennäler von damals große Stücke auf seine Schule: "Im Hildegardis habe ich wirklich viel gelernt, nicht zuletzt, weil an dieser Schule auch immer genügend Freiraum für künstlerische Verwirklichung besteht."
Nach dem Zivildienst in einem Berliner Altersheim bewarb sich Gloger am Institut für angewandte Theaterwissenschaften der Universität Gießen. Dass er auf Anhieb genommen wurde, empfindet Jan Philipp noch heute wie einen Ritterschlag: "Die Aufnahme an einer Regieschule ist die schwierigste Hürde in unserem Beruf." Nach dem dreijährigen Grundstudium wechselte der gebürtige Hagener zum Hauptstudium nach Zürich, wo er nun im Sommer als Diplom-Regisseur seine Ausbildung abschließen wird. Dass er für seinen Schweiz-Aufenthalt mit einem Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes ausgerüstet wurde, war nicht nur finanzielle Voraussetzung, sondern einmal mehr unmittelbare Anerkennung seines Talents und seiner Leistungen. Eine Hospitanz an den Münchner Kammerspielen hat Jan Philipp Gloger gerade erfolgreich abgeschlossen, zuvor hatte ihn die Züricher Regie-Schule noch zu einem Workshop nach Tokyo geschickt.
Und jetzt hat ihn die Körber-Stiftung entdeckt und nach Hamburg eingeladen. Zehn junge Regisseure stellen dort Ende März ihre selbst erarbeiteten Stücke vor; als Hauptpreis winkt eine eigene Inszenierung in Hamburg, Frankfurt oder Düsseldorf. Jan Philipp Gloger wird mit "Biedermann und die Brandstifter" ins Rennen gehen. Das Drama von Max Frisch hat er bereits mit großem Erfolg am Theater an der Sihl in Zürich auf die Bühne gebracht. "Entstaubt" habe er es, und "knackig gemacht", umschreibt Gloger seine Regie.
Schon jetzt ist er überall in Deutschland unterwegs und nutzt seine Kontakte, um Regie-Aufgaben für die nächsten Jahre zu bekommen. Mindestens ein Stück wolle er auch unbedingt im Ruhrgebiert inszenieren, wünscht sich der polyglotte Westfale, der unumwunden bekennt: "Ich bin ein ganz grausamer Schauspieler und eigne mich allenfalls für sehr, sehr komödiantische Stücke." Entsprechend seien seine Noten im Schauspielfach auch immer die schlechtestens gewesen, doch sei dies wiederum keineswegs hinderlich bei der Regie: "Im Gegenteil, das Ensemble weiß, dass ich kein Vorspieler bin, und das gefällt den meisten Darstellern."
Dass das Theater gegenwärtig nicht gerade goldene Zeiten erlebt, weiß auch Jan Philipp Gloger: "Es gibt immer weniger Geld für die Kunst, aber das ist doch gerade ein Grund mehr, sich dafür einzusetzen. Und verglichen mit anderen Ländern ist Deutschland nach wie vor ein Schlaraffenland des Theaters."
Montag 19.03 2007, von Andreas Thiemann
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