
Ein Zitat des Künstlers verdeutlicht seine ambivalente Haltung:
„Dein Handy geht mit dir überall hin;
oder gehst du mit deinem Handy überall hin?
Ambivalent, also doppeldeutig und hinterfragend wie die Haltung Glogers ist auch die rein formale Umsetzung des kleinen Gerätes in den großformatigen Mischtechniken. Es erscheint als formatfüllendes „Einzelwesen“, wie in dem Gemälde „Handyma“ (1999), oder als scheinbar endlos reproduzierte und aneinandergereihte Kontur, die an menschliche Fußspuren im Sand erinnert. Dieses Bildelement, das konzeptionell in - fast - allen Werken der Serie in der einen oder anderen Form erscheint, wird mit einer vielfältigen, abstrakt-expressionistischen Malerei vereint. Auch hier trifft der Betrachter wieder auf Gegensätze. Neben zarten Lineaturen und Lasuren, die den Bildgegenstand umspielen oder verschleiern, erscheinen harte Konturen und pastos aufgetragene Flächen, die wie das Resultat einer heftigen Attacke, eines emotionalen Ausbruchs wirken und den Bildgegenstand bedrängen.
An den neuesten Werken der Serie lassen sich einige Bedeutungs-verschiebungen festmachen. Im Mittelpunkt stand bislang die Eigenständigkeit des Handys als eines beinahe lebendigen Wesens, das sich seine Welt, das Handyland, erobert. Jetzt wird dem bereits angesprochenen Bild „Handyma“, einer Art - aus der christlichen Ikonographie vertrauten -
„Mutter und Kind- Gruppe“ des Kommunikationszeitalters, die radikale Gegenposition hinzugefügt. „W@P II“ (2001) zeigt neben der Oberfläche des gegenwärtig aktuellen technischen Entwicklungsstandes unverkennbar einen Totenkopf, der nur angedeutet wird, aber aufgrund überindividueller Wahrnehmungsmuster rasch erkannt werden kann und soll. Dem Anfang wird damit das Ende einer Entwicklung entgegengestellt. Dabei steht das technische Objekt eindeutig als Symbol für den Menschen.
„W@P II“ bedeutet aber nicht den Endpunkt der Serie, sondern lediglich das Minus zum Plus; und auch nicht eine Prognose des Endes der technischen Möglichkeiten, sondern einen neuen Status Quo. „Information“ ist Gegenstand einer anderen Gruppe der Serie „Handyland“, die sich formal deutlich von Werken wie „Handyma“ oder „WAP II“ unterscheidet. „Information I - III“ (2001) allen durch eine parallel verlaufende Bänderung auf. Die Reihung der Handy-Kontur wird von gleichförmig wirkenden, mittels eines eigens entwickelten Malverfahrens aufgetragenen, Farbflecken reflektiert. Der Farbauftrag ist transparent und von hellen Tönen bestimmt. Der Malgrund schimmert durch. Nur bei genauer Betrachtung wird deutlich, daß jeder Farbfleck bei aller Regelmäßigkeit seine Individualität behauptet. (Text: Kunsthistoriker Jan-Dirk Schulte)